„Verdirb nicht das, was du hast, indem du begehrst, was du nicht hast.
Aber denke daran, dass das, was du jetzt hast, früher zu den Dingen gehörte, auf die du nur hoffen konntest.“
(Epikur)

in einer Gesellschaft der Selbstverständlichkeiten bleibt die Wertschätzung sowohl von Menschen als auch von Umständen oft auf der Strecke.

Manche unserer Mitmenschen haben diesbezüglich eine besondere Einstellung: Die Schnelligkeit des Bedienungspersonals; der freundliche Gruß des Schaffners; der Vortritt am Buffet; das Offenhalten einer Tür für den Nachfolgenden; das „Einfädeln-lassen“ eines Verkehrsteilnehmers aus der Seitenstraße – das alles ist selbstverständlich, denn entweder bekommen jene Leute, die sich so verhalten ohnehin genug bezahlt, oder versprechen sich einen Vorteil oder sind einfach – wenn nicht zu dumm – so doch zu langsam.

Mit den Umständen ist es ähnlich. Gesundheit ist solange Selbstverständlichkeit, bis sie, hoffentlich nur vorübergehend, verloren geht. Ein fester Arbeitsplatz, eine gute Beziehung, eine Ausbildungsmöglichkeit, ein soziales Netz – all das ist selbstverständlich. Schließlich bemüht man sich und zahlt ja Steuern!

Sogar das Wetter bleibt nicht verschont. Nach einer heißen Frühlingswoche wird von einer „Hitzewelle“ geredet. Und sieben Tage Landregen „schwemmen gleich den ganzen Sommer weg“. Selbstverständlichkeitsdenken fordert immer mehr oder etwas anderes als das, was man gerade hat oder worin man sich befindet.

Die Prospekte zeigen uns dann auch noch alles, was wir noch nicht haben. Das Internet vermittelt, wie glücklich wir wären, wenn wir’s hätten. Die Illustrierten beschreiben uns wunderbare Partnerschaften von wunderschönen Menschen – und so steigen die Ansprüche und sinkt die Zufriedenheit. Denn: „Vergleich tötet das Glück“.

Der Ausdruck der eigenen Wertschätzung und Dankbarkeit sind das beste Mittel gegen diese schleichende Seuche! So wird Freude und Achtung vermittelt und das Schöne daran ist – man kann sich bewusst dafür entscheiden. Schließlich ist nichts selbstverständlich – besonders das Gute, denn darum muss man sich in der Regel bemühen…