„Ich habe keine Zeit mich zu beeilen!“
Igor Strawinsky

Warum manche doch noch die Kurve kriegen…

für Viele kommt nun mit dem Sommer die Zeit des Urlaubs und – hoffentlich – auch der Ruhe und Entspannung.

Man braucht einfach diese Zeit, um die Batterien wieder auf zu füllen. Jeder Bogenschütze weiß, dass sein Sportgerät leidet, wenn nicht die Sehne immer wieder gelockert wird.

Ein wesentlicher Stolperstein auf dem Weg zu uns selbst ist ja das Tempo unserer Gesellschaft. Der griechische Philosoph Plato meinte einmal: „Eile behindert das Denken“. Natürlich führt das in einer Arbeitswelt, die ständig davon redet, dass die „Schnellen“ die „Langsamen“ fressen häufig zum „Schuss aus der Hüfte“, der bekannter Weise viel Krach, hohe Kosten und wenig Ergebnis produziert. Reparaturen, Entschuldigungen, teure Wiedergutmachung und damit doppelter Aufwand sind vorprogrammiert.

Dazu kommt noch die tägliche Geräuschkulisse von permanent auf uns einströmender Information. Wenn ein Mitteleuropäer 75 Jahre alt geworden ist, so hat er statistisch zwischen neun und zwölf Jahren ununterbrochen vor einem sprechenden Viereck mit bunten Bildern gesessen. Wer also mit dem Zeitmangel kämpft kann hier noch jede Menge Potenzial lukrieren…

Urlaub ist die Zeit des Rückblicks. Man darf ja auch einmal zurückschauen um zu sehen, wie weit man bereits gekommen ist – häufig ist das ein Grund für Dankbarkeit.

Urlaub ist auch die Zeit der Bestandsaufnahme. Fragen tun sich auf wie: „Bin ich noch gut unterwegs?“ oder „Hat sich Ballast angesammelt?“ Ein Negerhäuptling führte, mit nur einem ganz kleinen Proviantsack und einem Holzstab ausgerüstet, fünf Tage eine Trekking-Gruppe durch die Serengeti-Steppe. Angesichts des Rucksackinhaltes eines der Teilnehmer stellte er die Frage: “Macht Dich denn das alles wirklich glücklich?“[1] – Möglicherweise müssen manche Bindungen an Menschen oder Dinge abgegeben werden. – Das macht beweglich für neue Herausforderungen.

Urlaub ist die Zeit des Vorausblicks, den Fuß vom Gaspedal zu nehmen und den Blick wieder auf das Wesentliche zu richten. Wann sonst gäbe es einen günstigeren Zeitpunkt? Für Manchen bleibt dabei, nebst aller spontanen Aktivitäten, Zeit für sich und seine Ziele – für Antworten auf die Frage: „Wohin geht meine (Lebens-) Reise?“

Wenn mandas Wunsch – Ergebnis dieser Reise schon vorher notiert, dann kann man, so viel an einem selber liegt, sein Leben so gestalten, dass man am Ende dieses Ziel erreichen könnte. Andernfalls wird es häufig nur zu einem blassen Abglanz davon reichen.

Einige nahmen unter dieser Perspektive – bereits in frühen Jahren an ein Leben gefesselt, in dem sie alle Träume geopfert hatten – noch einmal erfolgreich die Kurve. Jeanne Calment, die älteste Frau der Welt begann mit 85 Jahren noch fechten zu lernen, der Schwede Oskar Swahn errang mit 73 Jahren eine Silbermedaille bei den olympischen Sommerspielen in Antwerpen, der Brite Fauja Singh begann mit 89 Jahren Marathon zu laufen und beendetet seine Karriere nach einem erfolgreichen Lauf, 2011 als 100 Jähriger beim Toronto-Marathon.

Offensichtlich ist Vieles mit klaren Zielen doch noch möglich…

[1] Andreas Salcher: „Meine letzte Stunde“ Goldmann Verlag