Vereint sind auch die Schwachen mächtig
(F. Schiller)

Der Slogan „Gemeinsam sind wir stark“‚, dient häufig der Motivation von Teams. Das Zitat soll aussagen, dass die Leistung von mehreren Personen stärker ist als die des Einzelnen.

Absolut betrachtet stimmt das auch. Zehn Personen entwickeln mehr Zug am Seil als eine.
Relativ beobachtet sieht die Sache jedoch anders aus. Der französische Agraringenieur Maximilian Ringelmann (1861–1931) untersuchte von 1882 bis 1887 die Effizienz der Arbeit von Pferden, Ochsen, Maschinen und Menschen. Er fand bei Versuchen zum Ziehen von Lasten heraus, dass die Leistung von Männern in Gruppen kleiner ist, als die Summe der Leistungen, die jeder für sich alleine erbringen würde. Je mehr Männer Ringelmann gleichzeitig an der Last ziehen ließ, desto weniger Leistung erbrachten die einzelnen Teilnehmer (er testete einen, sieben und vierzehn Männer).

Ringelmanneffekt

Die Gründe vermutet die Psychologie bis heute in 2 Bereichen – sinkende Motivation („soziales Faulenzen“ in der Gruppe) und in schlechterer Koordination (weniger effizienter Einsatz der Kräfte in der Gruppe).

Gute Führung kann diesem Effekt entgegenwirken, ja ihn sogar ins Positive drehen. Wenn die Einzelleistung eindeutig zugeordnet werden kann, dann steigt die Gesamtleistung sogar.

Für Teamarbeit und Mitarbeiterführung bedeutet das hohe Anforderungen an die Führungskraft. Klare Ziele, gute Kommunikation, saubere Kriterien für Leistungsbeurteilung, Delegationsfähigkeit, soziale Kompetenz im Feedback an den Einzelnen und internes Marketing im Team sind unabdingbar.

Vielfach müssen diese Fähigkeiten auch erst erlernt bzw. aufgefrischt werden. Viele Führungskräfte sind dank ausgezeichneter fachlicher Kompetenz in Führungspositionen gelangt – und scheitern dann. Auf einmal finden sie sich Herausforderungen gegenübergestellt, die mit ihrem fachlichen Können wenig zu tun haben (s.o.). Die Folge ist dann häufig die Flucht zurück in die angestammte Stärke. Der Abteilungsleiter steht auf einmal wieder an der Drehbank und der Leiter einer Reparaturwerkstätte liegt unter dem Wagen des Kunden…

Ein Trainingsteilnehmer formulierte anfangs unserer Veranstaltung „Freude am Führen“ seine Erfahrung: „Führen tun wir, wenn wir Zeit haben“ – und brachte damit die Sache auf den (schwachen) Punkt.

Wir hoffen, dass er nach den zwei intensiven Tagen ein Zitat von Andrew Carnegie verinnerlicht hatte:

„Niemand kann ein guter Leiter sein, wenn er alles selber machen will oder alle Anerkennung für sich haben will.“