„Außergewöhnliche Ergebnisse sind
das Ergebnis außergewöhnlicher Disziplin.

 

Warum außergewöhnliche Persönlichkeiten uns inspirieren können

Ist es nicht hilfreich, für die persönliche Lebensgestaltung und die verantwortungsvolle Führung von Mitarbeitern immer wieder einmal Inspirationen aus dem Leben besonderer Menschen auf zu greifen? Leutnant James Holman1) war so eine Persönlichkeit!

1787 in Großbritannien geboren, diente er als Soldat in der britischen Marine bis er 1810 erblindete. Erstaunlicherweise bewirkte der Verlust des Sehvermögens in diesem jungen Mann eine besondere Zielstrebigkeit. Als Reaktion auf sein Schicksal begann er ein Medizinstudium, um heraus zu finden, ob seine Blindheit geheilt werden könnte. Während seines Studiums lernte er als Blinder auf einer kleinen Tafel zu schreiben, auf der ein Blatt Papier befestigt werden konnte und die in regelmäßigen Abständen mit Drähten zur Stiftführung bespannt war.

Ein dreijähriges Studium brachte die Gewissheit, dass eine Heilung ausgeschlossen war. So machte sich Holman – alleine, als Blinder vor 200(!) Jahren – mit bescheidensten Mitteln, auf seine erste Reise durch Europa. In drei Jahren reiste er an die Atlantikküste und über die Coté Azur bis nach Neapel, wo er den Vesuv bestieg. Der Rückweg führte über die die Schweiz, Köln und Amsterdam nach London. Hier veröffentlichte er seine Reiseaufzeichnungen, die ein toller Erfolg wurden.

Im selben Jahr brach er – wieder alleine – zu einer Reise über Kopenhagen nach St. Peterburg auf und gelangte über Moskau und Sibirien bis nach Irkutsk. Hier wurde er, als vermeintlicher Spion (die Behörden glaubten nicht, dass er blind sei) zur Umkehr gezwungen und gelangte über Polen und Wien in die Heimat zurück. Er reiste aus Kostengründen – „wie ein Einheimischer“ – den wesentlichen Teil des Weges im offenen Pferdewagen. Um sich fit zu halten lief er streckenweise, an einem Seil hängend, hinter den Wagen her. Der Bericht über diese Reise brachte ihm die Ehrenmitgliedschaft in der British Royal Society ein – für einen einfachen, blinden Soldaten ein fast unfassbarer Aufstieg.

Seine weiteren Reisen führten ihn nach Äquatorial Guinea, wo er eine Siedlung mitbegründete und die Sprache der Eingeborenen lernte. In Kapstadt lernte er reiten(!). In Ceylon nahm er an einer Elefantenjagd teil. Indien war ihm zu geordnete und China zu langweilig. In Australien lebte er eine Zeitlang unter Aborigines und kehrte dann über Brasilien zurück nach London.

Die letzten Reisen führten ihn nach Syrien, Ägypten, Norwegen und Schweden. Am Schluss seines Lebens (1857) hatte diese außerordentliche Persönlichkeit ca. 400.000 km im „Reisegepäck“ …

Ist es nicht faszinierend und inspirierend, so eine Haltung und das Ergebnis dieser Einstellung zu beobachten? Holman war nicht bereit, die ihm zugedachte Rolle als Blinder (Bettler oder Anstalt) zu akzeptieren und bekämpfte sie aktiv mit dem souveränen Humor eines Menschen, der weiß was er will.

Manchmal ist eine klare Perspektivenänderung und Zielstrebigkeit gefragt – oder wie Goethe meinte: „Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man auch etwas Schönes bauen.“

1) Jason Roberts: „Die ganze Welt im Sinn – Wie der blinde James Holman zum größten Reisenden der Geschichte wurde“, Karl Blessing Verlag